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Enrico Wiesner

Prägende Tage in Peru


Einen wahren Marathon haben wir uns vorgenommen. In vier Tagen: Lima, Piura, Chuluchanas und zurück. Zusammen mit Meybol, geborene Peruanerin, haben wir Farmer, Kooperativen und Projekte der Regionalverwaltung besucht.

Ankunft in Lima in der Nacht. Vom Flughafen aus sind wir über die völlig überfüllten Straßen ins Hotel gefahren. Nur die wenigen Schritte an den reihenweise aufgestellten Taxifahrern vorbei und die Blicke aus dem Fenster ließen mich erahnen, wie überfüllt diese Metropole ist.

Am nächsten Tag besuchten wir eine Messe für Schokolade und knüpften Kontakte. Unter anderem sprach ich mit Kakao-Produzenten, die unheimlich stolz auf ihre hochwertigen Produkte sind. Wenig Zucker, keine Emulgatoren und viel einzigartiger Kakao zeichnet ihre Ware aus. Der Stolz blitze in ihren Augen und sie freuten sich darüber sich vor einem Deutschen präsentieren zu können.


Enrico (International Solar Project), Meybol (Meybol Cacao and Coffee) und Pietro (Kooperative)


Nachdem wir mit vielen Leuten gesprochen haben, merkten wir, dass es besonders darum geht: Wertschätzung. Sie wollen Respekt für ihre Arbeit und Respekt vor ihrer Kultur. Das drückt sich am besten dadurch aus, dass ein fairer Preis für ihre Produkte gezahlt wird.

Peru ist ein diverses Land in dem die Nachfahren der Ureinwohner immer noch strukturell benachteiligt sind. Sie werden nicht ernst genommen bis hin zur Misshandlung, Erpressung und Ermordung. Die Armut ist gerade in den ländlichen Regionen, weit weg von den Ballungszentren, besonders groß. Das führt zur Landflucht und Korruption. Der Anbau von Coca wird ein immer größeres Problem. Denn das falsche Versprechen nach schnellem Reichtum scheint vielen verlockend.

Deswegen trafen wir uns mit dem Beauftragten für Drogen in der Region Vream. Vream ist die ärmste Region des Landes. Die Cocabauern hier gehen immer tiefer in den Regenwald und zerstören riesige Flächen für die Droge. Reich werden am Ende nur wenige. Aktuell wird mehr Kokain in Europa und Amerika konsumiert als je zuvor. Der Beauftragte wollte uns davon überzeugen in Vream unser Projekt zu beginnen. Doch wir möchten zunächst einen Piloten in einer weniger gefährlichen Umgebung starten.

Am nächsten Tag flogen wir nach Piura, dort wo Meybol geboren wurde und aufgewachsen ist. In Piura wurden wir bereits erwartet. Ich unterhielt mich ausgiebig mit Gustavo über seine Ideen für Piura. Er schwärmte von den Möglichkeiten durch Wasserkraft und stand der Idee, mit Solarenergie die Farmen zu versorgen, skeptisch gegenüber. Heute schreiben wir uns noch und er will bei der Umsetzung helfen.



Gustavo und Enrico

Später hatten wir einen Termin bei der Regionalverwaltung und berichteten dort darüber, was wir vorhaben. Aufmerksam hörte man uns zu und sagte uns auch sehr genau, was aus ihrer Sicht die drängenden Themen sind:

1. Saubereres Wasser

2. Gesunde Ernährung

3. Absatzmärkte für ihre Bauern

4. Benzin, das günstiger werden müsse.

Alle Aspekte werden in das Projekt einfließen. Er versprach uns für den nächsten Tag einen Fahrer und dass er uns zu den Farmen begleiten möchte und seine bisherigen Erfolge zeigen will.

Wir fuhren über holprige Straßen nach Chuluchanas. Der Weg dauert ungewöhnlich lang, wenn man Autobahnen in Deutschland gewohnt ist. Die Infrastruktur ist an vielen Orten fast nicht vorhanden. In Chulucanhas gingen wir früh zu Bett, weil der nächste Tag intensiv werden würde.

Am Morgen fuhren wir zu der Farm von Meybol. Diese ist durch die anhaltende Corona-Krise stark gebeutelt. Die Saisonarbeiter waren erkrankt und starben. In der Folge wurde zu wenig bewässert und der Großteil ihrer Bäume starb ebenfalls. Ein riesiger Verlust.


Bilder Reihe von der Farm


Nach einem Mittagessen auf der Farm wurden wir von dem Verwalter im Jeep abgeholt. Das Mittagessen bestand aus einem Instantkaffee, Obst und etwas Brot mit Käse. Im Auto, das uns abholte, saßen drei Männer. Der Verwalter, sein persönlicher Helfer und ein Kontaktmann zu den Kooperativen. Er braucht seinen Helfer, weil er (der Verwalter) schwer krank ist. Er leidet unter einer Knochenschwäche, die durch die mangelhafte Ernährung verschlimmert wird. Allein wäre dieser Mann nicht mehr in der Lage zu laufen und seiner Arbeit nachzukommen.

Wir fuhren zu der ersten Farm, auf der Mangos, Limetten, Kakao und noch einiges anderes angebaut wird. Die Farm ist 4,5 Hektar groß und verfügt über einen eigenen Brunnen. Zählt also damit nicht zu den ärmsten hier. Die Früchte werden zu ca. 50% in Peru verkauft und die anderen 50% gehen nach Europa. Die Farm ist drauf angewiesen, dass der Brunnen regelmäßig betrieben wird. Über ein Schlauchsystem wird das gesamte Feld regelmäßig überflutet. Je nachdem welche Früchte wachsen in unterschiedlichen Rhythmen (Bananen alle 12 Tage, Kakao alle 8, usw.) Die Pumpe des Brunnens wird mit einem Benzinmotor betrieben.

„Nimm mich als Foto mit nach Deutschland,“ sagte der Farmer im Bild zu mir. Erzähl meine Geschichte (die Geschichte findet ihr unter Zitate). Dieser Mann verschuldet sich um zu verhindern, dass sein Land vertrocknet.

Kein guter Deal: Schwarze Rauchschwaden für ein grünes Feld.Mit der Farm haben wir vereinbart mit einem Konzept zurück zu kommen, wie der Motor und die Pumpe ersetzt werden können.



Wir verabschiedeten uns herzlich und fuhren weiter zu anderen Projekten in der Region.

Projekt: Gesunde Ernährung


Kleine Lichtblicke: Auf diesen Beeten werden Lebensmittel angebaut, die für eine vollwertige Ernährung wichtig sind. In dem Projekt versucht die Regionalverwaltung ein Bewusstsein für gesunde Lebensmittel zu schaffen.


Nach längerer Fahrt für einen eigentlich kurzen Weg kamen wir an. Was mir hier gezeigt wurde macht klar: Die Menschen wollen Veränderung und Verantwortung übernehmen. Was ihnen fehlt sind die Mittel- und Ideengeber. Außerdem geht es um Langfristigkeit und Beständigkeit. Projekte müssen über Jahre aufgebaut und betreut werden. Der Verwalter brennt für seine Menschen – das wurde sehr deutlich. Mir fiel es schwer auf den holprigen Wegen durchzuhalten und ich kann mir kaum vorstellen, wie es sich mit einer Knochenkrankheit anfühlen muss. Es ist ein großes Ganzes: gesunde Ernährung geht nur durch abwechslungsreiche Ernährung und das geht nur durch vielseitige Landwirtschaft. Die ist nur möglich mit Investitionen.


Ein weiteres Beispiel dafür, dass gute Ansätze vorhanden sind: Das Bohrloch für den Brunnen ist vorhanden, dann blieben die Gelder aus und nie wurde eine Pumpe installiert. Hier bietet sich auch eine Solarpumpe an.
Gute Ansätze

Die Geschichten die ich erlebt habe, verdienen es erzählt zu werden. Im März werde ich wieder nach Peru reisen.

Fazit: Die Krisen hängen zusammen. Der Drang nach Wachstum zu lasten der Natur zerstört die Grundlage für Wachstum: die Natur. Das übermäßige Streben nach Wohlstand nimmt kriminelle Handlungen billigend in Kauf, wie z.B. der Anbau von Coca. Das Kokain überflutet dann Europa. Dazu wird immer mehr Fläche im Regenwald abgeholzt. Dadurch wird der Klimawandel zusätzlich befeuert. Durch den Klimawandel verschieben sich Regenzeiten und machen künstliche Bewässerung notwendig. Die dazu verwendeten Benzinpumpen stoßen wiederum CO2 aus. Es ist ein Kreis des Negativen, den wir zumindest stellenweise mit dem Projekt aufbrechen werden.



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